Dass es auf der See rau ist und es im Winter kalt, sind keine Geheimnisse. Umso wichtiger ist es, dass es alle, die unter miesen Wetterbedingungen arbeiten müssen, allen voran die Fischer, es warm haben und zugleich keine Feuchtigkeit und Wind durch die Kleidung geht. Aus diesem Grund gibt es Ölzeug. Aber warum eigentlich Ölzeug? Was hat die Wetterbekleidung, angefangen beim klassischen Friesennerz bis hin zur professionellen Latzhose mit Auftriebshilfe, denn mit Öl zu tun?
Nass und kalt war es schon immer auf See, um dem vorzubeugen, gab es bis in das letzte Jahrhundert hinein immer einen Vorrat Grog an Bord, getreu der alten Seefahrerregel „Rum muss, Zucker kann, Wasser braucht nicht“. Auch, wenn die fiesesten Rezepte für dieses Getränk kursieren, mag Grog zwar für’s kurze Durchwärmen gesorgt haben, allerdings hat er nicht vor Wind und Wetter geschützt. Zudem ist es für die Arbeit an Bord nicht gerade hilfreich völlig „groggy“ zu sein. Also wurde bis ins 19. Jahrhundert Seefahrerbekleidung aus Segeltuch handgefertigt, welche mit einer dünnen Schicht Teer bestrichen wurde, um sie wasserdicht zu machen. Man ging dann dazu über, wohl auch schon aus Gründen des Geruchs und der Bewegungsfreiheit in dem steifen Material, Leinenstoff in Pflanzenöl, meist Leinöl, später Kautschuk zu imprägnieren und daraus Kleidung zu fertigen. Damals hat sich die Bezeichnung Ölzeug gefestigt.
Erst mit Erfindung der Vulkanisation war es möglich wirklich wasserdichte Kleidung aus Gummi herzustellen. Heutzutage wird Ölzeug für die professionelle Fischerei meist aus PVC-beschichteten Materialien gefertigt; das garantiert einen größtmöglichen Bewegungsspielraum und, dass die Kleidung wirklich dicht hält. Man unterscheidet hier zwischen leichtem und schweren Ölzeug, wobei es sich immer empfiehlt unter der Ölkleidung bereits warme Bekleidung, wie etwa einen Troyer zu tragen. Ölzeug gibt es von verschiedensten Herstellern in allenmöglichen Varianten, angefangen beim Südwester über Latzhosen bis hin zu Ölhemden und der klassischen Öljacke. Vielfach werden diese in für den Verwendungszweck angepassten Farben angeboten. So ist es in der Binnenfischerei eher verbreitet dunkelgrüne Kleidung zu tragen, während die Küsten- und Hochseefischer dazu neigen Signalfarben wie gelb oder orange zu tragen. War Ölzeug früher ein sehr unkomfortables Kleidungsstück, so zeichnet es sich heute durch allerlei Verbesserungen aus, die den Tragekomfort erhöhen, etwa Hosen mit einstellbarer Bauchweite oder Manschetten aus Neopren an den Ärmeln von Öljacken. Egal, für welche Variante man sich entscheidet, mit Ölzeug ist man bei widrigen Wetterverhältnissen immer auf der richtigen Seite.